Mit einem Bus und einem PW reisten wir via Lötschberg zuhinterst ins Turtmanntal. Dort galt es, die Lebensmittel zu verteilen, die Rucksäcke zu packen und in die Turtmannhütte zu wandern. Nik und ich begleiteten die SchülerInnen, während die Pensionäre Ernst und Hanspeter die Autos nach Zinal fuhren – denn dort würde unsere Tourenwoche am Freitag enden.
Die Rucksäcke drückten auf die Schultern – das Tempo war gemütlich-langsam. Unterwegs machten wir ausgiebige Pausen, die wir nutzten, um uns in der Umgebung zu orientieren und den Umgang mit dem Kompass zu lernen.
In der Turtmannhütte (2519 Meter über Meer) organisierten wir uns mit den sehr freundlichen Hüttenwartinnen, welche uns erlaubten, die Küche zu benützen.
Pünklich aufs Nachtessen erschienen Ernst und Hanspeter, welche mit Bus, Seilbahn und Taxi wieder ins Turtmanntal gelangt waren.
Bei Kaiserwetter starteten wir um 8.00 Uhr Richtung „Üssers Barrhorn“. Dieser Gipfel gilt als höchster Wanderberg Europas, er sollte in 3.5 bis 4 Stunden erreicht werden. Wir kamen gut vorwärts, die Luft war angenehm kühlt, die Aussicht auf Bishorn – unser Wochenziel – fantastisch. Bald erreichten wir den Schnee, der am Wochenende gefallen war. Wir übten den Umgang mit Pickel und Steigeisen und lernten, was zu tun ist, sollte man einmal ausrutschen. Die steile Gipfelflanke wollte nicht enden, der Schnee wurde immer tiefer. Schliesslich erreichten wir den Gipfel nach fünf Stunden! So langsam waren Wolken aufgezogen – würde sich das Wetter etwa verschlechtern? Alles halb so schlimm, meinte die Hüttenwartin am Abend: „Ds Wätter esch morn güet“!
Wir kochten das Abendessen, welches so gut schmeckte, dass die Hüttenwartin dieses gleich auch den andern fünf Gästen servierte!
Leider hatte sich Raphi den Zeh angeschlagen und Angela hatte Mühe, in der Höhe schmerzfrei zu atmen. Deshalb entschieden wir gemeinsam, dass sie am Mittwoch ins Tal absteigen werden, wo sie dann von ihren Müttern abgeholt werden würden.
Am Morgen schneite es – uns schien das Wetter nicht so „güet“. Da es aber praktisch windstill war und die Wolkendecke nicht so dick schien, machten wir uns (wieder mit den schweren Rucksäcken, aber jetzt nur zu „achtzehnt“) auf den Weg zur Tracuithütte. Nach einer gut einstündigen Kraxelei über Gletscherschliffplatten umrundeten wir einen kleinen See und standen vor einem Felsriegel, welcher auf den ersten 20 Metern senkrecht nach oben führte. Zum Glück befanden sich dort Eisenstifte und Drahtseile, welche den Aufstieg ermöglichten. Die Schüler sicherten sich dabei selber mit einer Bandschlinge. Anschliessen stiegen wir vom Felskopf wieder hinunter auf den spaltenreichen Gletscher, welcher zur Tracuithütte führte. Hier waren wir weit ausander angeseilt, so dass niemand in einen Spalt stürzen konnte.
Nach sieben Stunden erreichten wir im dichten Nebel die Tracuithütte – diese war unbewartet, es gab im Essbereich einen Ofen mit zwei Pfannen, Geschirr und einem (!) Rüstmesser. Da es kein Wasser gab, mussten wir Schnee schmelzen. Nur schon für den Marschtee brauchten wir 25 Liter – das machte es nötig, dass ein Heinzelmännchen in der Nacht das Feuer wieder entfachte, um weiteren Schnee zu schmelzen ...
Am Abend war der Schulleiter Benedikt Meier zu uns gelangt – er war von Zinal her direkt via Wanderweg in die Hütte aufgestiegen. Er würde dann Ernst als Seilschaftsführer ersetzen – dieser musste nämlich nach Hause, dort warteten andere Aufgaben.
Das Wetter klarte auf – für das geplante Bishorn schien es ein Prachtstag zu werden!
Und tatsächlich: am Morgen herschte „grand beau“ – topmotiviert assen wir unser Milchpulvermüesli und machten uns in vier Seilschaften auf den Weg. Das Wetter war zwar top – der Schnee auf dem Gletscher aber weich und tief und das Spuren entsprechend anstrengend.
Doch „steter Tropfen höhlt den Stein“ oder „jeder Schritt bringt dich deinem Ziel näher“ – so standen wir fünf Stunden später unter dem Gipfel. Den Steilaufschwung überwanden wir mit Steigeisen und am Fixseil gesichert.
Geschafft! Wir waren tatsächlich als ganze Gruppe auf einen Viertausender gestiegen und genossen die grandiose, fantastische Aussicht auf die eindrücklichen Berge rundherum.
Das Highlight es Abstieges war ein grosser, abgestürzter Vogel, welcher natürlich mitgenommen wurde. Handelte es sich um einen jungen Adler oder Bartgeier, welcher einen Luftkampf verlor? Wir wurden uns nicht einig – sachdienliche Hinweise werden gerne entgegengenommen. Der Vogel erhielt dann am Abend eine rituelle Feuerbestattung (d.h. er wurde angezündet und über die Felsen geworfen), wir das wohlverdiente Znacht mit Guetzli-Dessert.
Die Mahlzeiten der letzten Tage wurden mit einem Löffel und einem Schüsseli gegessen. Dieses System kreierte interessante Geschmacksnuancen, beispielsweile wenn die Bratensauce vom Vorabend das Müesli am Morgen „verfeinerte“ ... Am letzten Morgen galt es, nun endlich abzuwaschen und aufzuräumen – vorher war das Wasser zum Abwaschen zu wertvoll. Bevor wir in die Autos steigen konnten, bewältigten wir die gut 1500 Höhenmeter nach Zinal – es war ein friedlicher und langsamer Abschied vom Hochgebirge.
Diese 16 Schülerinnen und Schüler möchten im nächsten Herbst einen Viertausender - das 4153 Meter hohe Bishorn - besteigen.
In der Projektwoche vom 17. bis 20. Mai fand eine Trainingswoche und ein Informations-Abend für die Eltern statt.